11. Oldtimer-Nutzfahrzeug-Treffen 2022, Kieswerke Ebenhöh, Pliening
- merlin738
- 21. Juli 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Aug. 2022

In der "HiK" (Historischer Kraftverkehr) hatte ich im Mai Kenntnis über das 11. Oldtimer-Nutzfahrzeug-Treffen in Pliening bei München erhalten. Bei YouTube konnte ich mir einen ersten Eindruck verschaffen, wie die Treffen in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden und was es im Schwerpunkt zu sehen gab. 2020 musste das Treffen leider Corona-bedingt abgesagt werden. Das letzte Treffen fand somit vor rund 4 Jahren in 2018 statt. Die Videos hatten mich schnell überzeugt und Gespräche mit Gleichgesinnten bestätigten den guten Eindruck dieser Veranstaltung. Kurzerhand beschloss ich am 9. Juli mit einem Fahrzeug teilzunehmen. Es war zunächst geplant, dass wir mit der Familie und insgesamt zwei Fahrzeugen zum Treffen fahren. Das wäre neben unserem MAN 13.168 FK ("Kohlenkipper") auch unser Mercedes Benz 309D T1 ("Bremer") als Begleitfahrzeug gewesen. Letztlich habe ich mich alleine mit dem MAN am 8. Juli auf den Weg nach München gemacht. Auf meinem Lkw-Navi war eine Strecke von 475km bis Pliening abzulesen. Eine ganz ordentliche Strecke, wobei der Weg ja bekanntlich das Ziel ist. Wetter und Verkehr waren mir wohl gesonnen, sodass ich sehr entspannt nach rund siebeneinhalb Stunden auf dem Gelände des Kieswerks Ebenhöh ankam. Nach einer sehr freundlichen Aufnahme durch die MitarbeiterInnen am Meldekopf, konnte ich mir einen ersten Überblick verschaffen und die bereits angereisten teilnehmenden Fahrzeuge bestaunen. Da meine Unterkunft ca. 7km entfernt lag, entschied ich mich, zunächst dort einzuchecken, um anschließend in einem schönen Gasthof in Landsham zu Abend zu essen. Zwei Teilnehmer (Steyr-Lkw´s) aus der Nähe von Wien verweilten dort ebenfalls im Biergarten. So wurden bereits am Abend erste Diesel-Gespräche geführt.

Am Samstagmorgen ging es von Finsing aus früh los, so dass ich gegen 08.30 Uhr bereits am Ausstellungsort eintraf. Die freundlichen MitarbeiterInnen zeigten mir einen schönen Ausstellungsplatz. Kurzum stellte ich meine beiden Displays zur Kippergarage.de und zum Fahrzeug auf. Dazu muss ich sagen, dass diese DIN A4 Displays erstmal gut zu transportieren sind, auch im Fahrerhaus, und im Weiteren das auszustellende Fahrzeug übersichtlich und vollumfänglich präsentierten. Das Feedback war bisher sehr positiv.
Mittlerweile trudelten auch meine Nachbarn links und rechts ein, so dass auch dieser Bereich des Kieswerks sich schnell füllte. Um 10:00 Uhr begann offiziell das Treffen, wobei der Beginn eher fließend war. Gegen 11:00 Uhr eröffnete die Familie Ebenhöh mit Grußworten im Festzelt die Veranstaltung. Dem schloss sich der Hauptsponsor an. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, sodass die Schlangen beim Catering in den kommenden Stunden einfach nicht kürzer werden wollten. Das überschaubare Warten hat sich aber in jedem Fall gelohnt. Ich begab mich selbst auf mehrere Runden zur Erkundung auf das Gelände.
Neben bekannten Größen wie der Ettengruber-Sammlung, der "Klarwein-Truppe" sowie natürlich den Fahrzeugen von Jürgen Ebenhöh - auch vom Classic Dreams Ableger - gab es ebenso einige Neuzugänge zu sehen. Es ist immer wieder faszinierend mit wieviel Engagement und Liebe alte Fahrzeuge erhalten bzw. neu aufgebaut werden. Von den Marken her und den verschiedenen Einsatzzwecken war ein breites Portfolio zu bestaunen, so war von Veranstalter Seite zu vernehmen, dass weit über 200 Teilnehmer ihre Fahrzeuge präsentierten. Hinzu kamen noch die Aussteller, die ihre verschiedenen Produkte, teilweise praxisnah, vorstellten.
Bei all dem Schauen und Bewundern, sind es natürlich die persönlichen Begegnungen, die solch ein Treffen auch ausmachen. Da ich mich noch sehr frisch in der Oldtimerszene bewege, konnte ich nicht auf alte Bekannte hoffen, die man schon seit Jahren kennt. Dennoch hat es mich persönlich sehr gefreut, dass ein Ehepaar plötzlich vor meinem MAN stehenblieb und kurz verweilte. Auf meine Frage, ob ich Ihnen weiterhelfen könnte, antwortete mir der Mann: "Er sei immer wieder begeistert von dem Lkw." Soweit so gut, aber woher kennt er den MAN? Die Auflösung war einfach. Bereits im vergangenen Jahr war ich mit dem Auto zum 1. Treffen der IG Süddeutsche LKW-Veteranen-Freunde in Sinsheim. Dort hatte mich der Herr schonmal gesehen. Er restauriere selbst seit nunmehr acht Jahren einen MAN und sehe derzeit noch kein Ende in Sicht. Es entwickelte sich ein sehr interessantes Gespräch. Wir haben versucht die beiden Perspektiven näher zu beleuchtet. Zum einen eine hochwertige Restauration anzustreben und zum anderen das Ziel zu erreichen in absehbarer Zeit selbst als Teilnehmer bei solchen Treffen dabei sein zu können. Nicht minder bemerkenswert war ein Gespräch mit einem jungen Mann, der mit seinem Vater die Restauration einer MAN SZM - die genaue Bezeichnung weiß ich leider nicht mehr - nahezu abgeschlossen hat. Er berichtete ebenfalls von diesem Interessenkonflikt und dem dennoch erfolgreichen Abschluss des Projekts. Vater und Sohn haben sich zusammengerauft. Die Bilder und die Begeisterung sprachen für sich. Kompliment! Nicht zu vergessen ein wirklich netter Fotograf, der mich zunächst einmal bat die störenden Displays zu entfernen. Da hatte er natürlich recht. Soweit hatte ich gar nicht gedacht. Zudem fiel ihm sofort auf, dass die F8 Frontgitter Maske - hier bereits aus Kunststoff und ohne den Zusatz "Diesel" - nicht original sei. Auch das stimmt natürlich. Ich habe bereits eine alte Maske aus Metall sandstrahlen lassen. Der 10-teilige Rahmen konnte ich ebenfalls schon ergattern. Final soll die Maske bis zum nächsten Treffen fertig lackiert und montiert sein, so dass der MAN in alter Originalität erstrahlen kann. Die Kontaktdaten haben wir nicht ausgetauscht. Vielleicht finden wir über den Blog nochmals zusammen - das würde mich sehr freuen. Zum Schluss kamen noch zwei Besucher recht gleichzeitig am Fahrzeug an. Einer von beiden kannte sich offenbar sehr gut mit dem F8 aus. Er schaute sehr akribisch und stellte auch interessante Fragen. Es stellte sich heraus, dass er seinerzeit selbst bei MAN gearbeitet hat und in Folge wohl auch bei Meiller. Na, wenn er nicht weiß von was er spricht, wer denn sonst? Tolles Gespräch und ein Dankeschön für die Wertschätzung des Kohlekippers. Die Frage nach dem Dieselverbrauch konnte ich ihm ad hoc nicht beantworten. Nach gut 1.000km komme ich auf einen Verbrauch von 20/21 Liter Diesel ohne Last und mehrheitlich auf der Autobahn bei 80 km/h gerechnet. Der andere Besucher hatte seinerzeit eine Flotte von 13.168 für eine Supermarktkette abgesteuert. Das Zentrallager wurde aufgelöst. Auch er schwelgte in Erinnerungen und merkte an, dass die Kategorie der Kühlkoffer (fast) nicht mehr vertreten sei. Mir persönlich ist nur ein MB NG 2232 "Oldenburger" bekannt. Er schwärmte vom Sound der MAN 5-Zylinder mit ihren rund 9.500ccm. Er bat mich ganz verlegen, ob ich den Motor für ihn starten würde. Dieser Bitte kam ich natürlich sehr gerne nach, zumal sich meine Nachbarn links und rechts bereits verabschiedet hatten. Mit gezücktem Mobiltelefon positionierte er sich in gebührendem Abstand zum Auspuff und gab mir ein Zeichen, dass ich den Motor starten könne. Umgehend startete ich den Motor und der Blick, der Gesichtsausdruck meines Gesprächspartners, was soll ich sagen, ein kleiner Junge an Heiligabend bei der Bescherung kann nicht begeisterter und glückseliger schauen. Gut, vielleicht etwas überzeichnet geschrieben. Aber wir alle kennen doch diese Momente, wo wir ganz bei uns sind und nur wenige Menschen verstehen, was gerade in uns vorgeht. Es sind die Erinnerung, die plötzlich wieder ganz nah sind und die wir schlicht mit etwas Schönem aus der Vergangenheit verbinden. Ich bin mir sicher, wenn sich für meinen Gesprächspartner in Zukunft die Gelegenheit ergeben sollte, einen Oldtimer nach seinem Geschmack zu erwerben, dann wird er es tun und sich hoffentlich genauso freuen, wie ich es bei meinem ersten Oldtimer getan habe, als ich ihn auf eigener Achse nach Hause bewegen durfte.

Comments